Tipps zur Vermeidung und Entsorgung von Pestiziden

Ein naturnaher Garten ist vielfältig und reich belebt. Dabei heisst naturnah nicht ungepflegt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Ordnung zu wahren und Schädlinge loszuwerden, ohne dabei Pestizide zu verwenden. Zudem weiss sich ein giftfrei gepflegter Garten selbst zu helfen: Durch die höhere Artenvielfalt ist er resistenter gegenüber Schädlingen und Krankheiten und bietet vielen nützlichen Bewohnern ein Zuhause. 

Unkraut loswerden

Spriessendes Unkraut im Garten, auf Wegen und Plätzen ist so mancher Hobbygärtnerin und manchem Kiesplatzbesitzer ein Dorn im Auge. Zum Glück gibt es verschiedene Wege, einen Umgang damit zu finden, ohne zur Chemiekeule zu greifen. 

Was ein Kraut zum Unkraut macht, ist nur unsere Definition. Und was für den einen lästig ist, ist für die andere nützlich oder schön. Manchmal lässt sich der Kampf gegen vermeintliches Unkraut einfach dadurch umgehen, dass man seine positive Seite erkennt.

  • Unkraut fördert die natürliche Schönheit des Gartens: Wildblumen gelten oft als Unkraut, sind aber auch ein farbenprächtiger Anblick.
  • Unkraut stärkt die Abwehrkräfte des Gartens: Wilde Blütenpflanzen bieten Nahrung und Lebensraum für Nützlinge und machen den Garten so resistenter gegen Schädlinge.
  • Unkraut dient als Grundlage für die biologische Schädlingsbekämpfung: Aus Brennnesseln lässt sich eine Jauche herstellen, die Blattläuse beseitigt und als Dünger wirkt. Ein Rezept dazu findet sich im Gartenbuch.
  • Unkraut bietet so manchen Gaumenschmaus: Viele Wildpflanzen sind auch für uns essbar. Einige davon gelten sogar als besonders gesunder Powerfood. Rezeptideen gibt es zum Beispiel vom Unkraut-Gourmet.

Auf befestigten Flächen wie Wegen und Plätzen sind Herbizide verboten. Wenn das Unkraut wirklich stört und weg muss, empfehlen sich folgende Methoden:

  • Regelmässig mit einem kräftigen Besen wischen, um Humus und Samen vorbeugend zu entfernen.
  • Regelmässig jäten bevor das Unkraut versamt und alle Pflanzenreste umgehend entsorgen.
  • Besonders hartnäckiges Unkraut mit kochendem Wasser übergiessen. Das verbrüht die Pflanze samt Wurzeln.
  • Fugen und Ritzen regelmässig mit einem Fugenkratzer auskratzen und mit Mörtel oder Fugensand auffüllen oder noch besser kleine Blumen wie Mastkraut, Sternklee oder Hungerblümchen in den Fugen ansäen.
  • Wenn das alles zu mühsam klingt: Pflegeleichte Varianten wie Schotterrasen und Rasengittersteine anlegen.
  • Auch in Beeten macht sich Unkraut gerne breit. Hier müssen Massnahmen besonders gezielt zum Einsatz kommen, damit sie den umliegenden Pflanzen nicht schaden. Am einfachsten geht’s, wenn das Unkraut gar keinen Platz zum Wachsen hat.
  • Rindenmulch oder Sägemehl auf den Wegen zwischen den Beeten unterdrückt die Ausbreitung unerwünschter Kräutern.
  • Bodendecker wie Kapuzinerkresse, Walderdbeeren oder Habichtskraut lassen Unkräutern weder Platz noch Licht zum Wachsen.
  • Jäten ist auch in den Beeten die beste und gründlichste Methode. Am besten entfernt man das Unkraut, bevor es versamt.

Schädlinge bekämpfen

Schädlinge wie Blattläuse, Schnecken oder Milben können passionierten Gärtnerinnen und Gärtnern schon einmal die Zornesröte ins Gesicht treiben. Es gibt zur Vertreibung von all diesen Gartenplagen eine Vielzahl von natürlichen und ungiftigen Mitteln. 

In der Natur hat jedes Wesen natürliche Feinde. Einige davon können wir uns im Garten zu Nutze machen. Auch wenn viele dieser Nützlinge abschreckende Namen haben, werden sie erfolgreich im Garten und in der Landwirtschaft eingesetzt und darum extra gezüchtet. Sie sind im Handel erhältlich, zum Beispiel beim Biogarten Andermatt.

  • Marienkäfer und auch deren Larven fressen gerne Blattläuse. Die gepunkteten Glücksbringer können im Handel bestellt und direkt auf die befallenen Pflanzen verteilt werden, falls es im eigenen Garten zu wenig davon hat.
  • Nematoden sind winzig kleine Fadenwürmer, welche als Pulver gekauft und mit Wasser gemischt mit der Giesskanne ausgebracht werden können. Sie sind äusserst wirksam im Einsatz gegen Trauermücken, Dickmaulrüssler, Erdraupen, Gartenlaubkäfer und Schnecken.
  • Engerlinge können bekämpft werden, indem man mit einem Pilz der Gattung Metarhizium geimpfte Gerstenkörner in die Gartenerde einarbeitet. Der Pilz breitet sich unterirdisch aus, befällt die Engerlinge und verhindert so Schäden an Pflanzenwurzeln.
  • Raubmilben wirken gegen andere Milbenarten, Thripsenlarven, Trauermücken, Springschwänze, Wurzelläuse und Erdflöhe. Wenn sie keine Beute mehr finden, verschwinden sie von selbst.
  • Schlupfwespen legen ihre Eier zum Beispiel in die Larven von weissen Fliegen, die dadurch absterben. Auch bei ihnen muss man sich keine Sorgen machen, dass sie selbst zum Problem werden. Sobald sie alle Schädlinge beseitigt haben, sterben sie ebenfalls.
  • Das Bakterium „Bacillus thuringiensis“ ist gegen den Buchsbaumzünsler und eine Reihe von weiteren Raupen wirkungsvoller als Chemie. Das Bakterium befällt die Raupen, ohne andere Nützlinge zu schädigen.

Die schleimigen Kerle sind der Schrecken jedes Gemüsegärtners. Eine einzige Nacht genügt ihnen, um ganze Beete zu zerstören und frisch gesetzte Pflanzen zu verschlingen. Glücklicherweise kann man sich auch vor gierigen Schnecken giftfrei schützen. Dafür gibt es zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

  • Nematoden ausbringen: Die natürlichen Fadenwürmer, sind vor allem gegen noch nicht ausgewachsene Exemplare von Nacktschnecken wirksam, grosse Schnecken können einen Nematodenbefall überleben.
  • Mechanische Barrieren schaffen: Ein Schneckenstopp für Einzelpflanzen oder ein Schneckenzaun rund um das ganze Beet verhindern das Eindringen von Schnecken in den Gemüsegarten.
  • Sammelstellen einrichten: Wer fleissig dabeibleibt, kann die Schneckenpopulation durch Absammeln unter Kontrolle halten. Dafür eignen sich von Schnecken geliebte Lockpflanzen wie Tagetes (auch Studentenblume genannt) oder im Garten ausgelegte Bretter oder Ziegel. Sie ziehen die Schnecken an und erleichtern das Einsammeln. Man kann die gesammelte Schnecken dann zu einer weiter entlegenen Hecke weggetragen und dort deponiert.
  • Verbündete finden: Die Tigerschnecke, auch grosser Schnegel genannt, indische Laufenten und Igel sind dabei besonders hilfreich. Ihre Leibspeise sind nämlich Nacktschnecken. Tigerschnecken kommen bei uns recht häufig vor und sind als Freunde im Garten zu begrüssen. Laufenten können auch für Kurzeinsätze gemietet werden und Igel zum Beispiel mit Holzstapeln oder Ast-Laubhaufen angelockt werden.
  • Durch die Kombination mehrerer Methoden bekommt man ein besonders gründliches und langanhaltendes Resultat.
  • Wenn gar nichts mehr hilft: Bio-Schneckenkörner als letzte Massnahme einsetzen. Sie sind für Haustiere, Igel, Vögel und Regenwürmer unschädlich, das in ihnen enthaltene Phosphat belastet aber Böden und Gewässer. Auf konventionelle Schneckenkörner sollte aber unbedingt verzichtet werden, denn sie sind für viele Tiere giftig.

Ameisenstrasse, Bild 123rf.com

Ameisen sind für uns Menschen völlig ungefährlich. Doch wenn Sie in Haus, Garten und Vorplatz auftreten, werden sie lästig. Es gibt zahlreiche Hausmittel und Tipps wie man sie ohne giftige Pestizide los wird. Denn im Handel erhältliche Ameisenmittel für den Privatgebrauch enthalten für Mensch und Umwelt bedenkliche Inhaltsstoffe. Einige von ihnen sind sogar in der Landwirtschaft verboten.

In Haus, Wohnung oder Garten können verschiedene Hausmittel ausprobiert werden, zum Beispiel:

  • Essbares im Haus gut verschliessen: Essenskrümel und Nahrungsreste locken Ameisen an.
  • Ritzen und Löcher, durch die Insekten ins Haus kommen können, mit Kitt oder Gips verschliessen, undichte Fenster und Türen repariere
  • Mit starken Gerüchen bekämpfen: Da Ameisen über einen sehr ausgeprägten Geruchssinn verfügen, vertreiben sie Zimt, Nelken, Zitrone, Chili, Lavendel- oder Minzenöl (oder deren Kräuterkonzentrate) oder Essig. Diese Duftquellen können vor Eingänge sowie auf Ameisenwege und -nester gelegt werden. Bewährt haben sich scheinbar auch Kupfermünzen, die an den Gebäudeeingängen platziert werden.
  • Kalk stoppt Ameisen in der Wohnung. Ameisen vermeiden es, mit alkalische Stoffen wie Kalk oder Kreide in Kontakt zu kommen. Sie laufen nicht über einen dicken Kreidestrich oder eine Spur aus Gartenkalk.
  • Blattläuse bekämpfen: Wer die Ameisen an Pflanzen auf dem Balkon vertreiben will, sollte die Blattläuse bekämpfen. Gleichzeitig sollte die Pflanze gestärkt werden, denn die Schädlinge befallen bevorzugt geschwächte Pflanzen.
  • Gartenplatten – Kies statt Sand Die Schwarze Wegameise baut ihr Nest gern unter Gartenplatten. Die Tiere tragen den Sand heraus, bis die Platten nicht mehr stabil liegen. Statt Sand kann man feinen Kies verwenden, den Ameisen nicht wegtragen können.
  • Spülmittel: 2 Esslöffel (30ml) Geschirrspülmittel mit 0,5l Wasser mischen. Die Lösung in eine Sprühflasche füllen und besprühen Sie nun die Ameisen damit. Diese Methode eignet sich sehr gut für vereinzelte Ameisen im Haus.
  • Ameisennester zügeln: Tonblumentopf mit Holzwolle füllen, mit der Öffnung nach unten über den Bau stülpen – nach einiger Zeit ist der ganze Staat in den Topf umgesiedelt und kann weggetragen werden, mindest 30m entfernt wieder auswildern.
  • Wenns gar nicht anders geht (1): Kieselgur: Kieselgur ist ein mineralisches Pulver aus versteinerten Kieselalgen. Es tötet die Ameisen nicht sofort, sondern lässt sie zunächst austrocknen. Vorteil bei diesem Pulver ist, dass es nicht giftig für den Menschen ist. Das Pulver auf das gesamte Nest streuen ca. drei Tage warten, bis alle Ameisen tot sind.
  • Wenns gar nicht anders geht (2): Backpulver ausstreuen ist umstritten, da die Wirkung begrenzt ist, aber die Ameisen können daran qualvoll sterben.

Weitere Informationen zu Ameisen und deren schonende Bekämpfung im Beitrag von Fausta Borsani (Infosperber), im Ratgeber von NDR, der Website der Umweltberatungsstelle oder dem Hausmeister-Service.

Viele Mittel zur Schädlingsbekämpfung haben wir zuhause. Weitere können wir ganz einfach selber herstellen. Das geht schnell, spart Geld und schont Gesundheit und Umwelt.

  • Milchsäurebakterien greifen den Mehltau an. Eine Milch-Wasser-Dusche (Verhältnis 1:9) ist darum ein effektives Mittel gegen leichten Mehltau-Befall.
  • Knoblauch-Tee (40 Gramm Knoblauch auf 5 Liter heisses Wasser, 3 Stunden stehen gelassen) vertreibt, wenn man ihn auf die betroffenen Pflanzen sprüht, Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse.
  • Jauche aus Rhabarberblättern (500 Gramm Blätter in 3 Liter Wasser kochen) wirkt gut gegen Raupen und Blattläuse. Wenn man die Pflanzen regelmässig damit besprüht, beugt die Jauche auch gegen Krautfäule und Mehltau vor.
  • Nachlesen: Viele weitere Pflanzen geben ebenfalls einen wirksamen Sud. So hilft Ackerschachtelhalm gegen Sternrusstau, Spinnmilben und Schor; während Holunderblätter gegen den Kohlweissling vorbeugen. Grundrezepte zur Zubereitung finden sich beispielsweise auf Smarticular.

Wenn all diese Massnahmen keine Wirkung zeigen und die Schädlinge Überhand nehmen, möchte man vielleicht doch einmal zum synthetischen Pestizid greifen. Einige Wirkstoffe sollten aber in jedem Fall vermieden werden. Sie sind so schädlich für Gewässer, Insekten oder unsere Gesundheit, dass sich ihr Einsatz einfach nicht lohnt. Eine Auswahl findet sich auf der No-Go-Liste auf der Mediathek von wasser-wissen übertragen.

Weitere Informationen zu Ameisen und deren schonende Bekämpfung im Beitrag von Fausta Borsani (Infosperber), im Ratgeber von NDR, der Website der Umweltberatungsstelle oder dem Hausmeister-Service.

Schädlingen vorbeugen

Besser als jede Bekämpfungsstrategie ist es, wenn Schädlinge von Anfang an keine Chance haben. Deshalb lohnt es sich, so gut wie möglich vorzubeugen. Das gilt nicht nur, wenn man einen Garten neu anlegt. Viele Vorbeugemassnahmen können auch später noch umgesetzt werden. 

Viele kleine Helfer finden sich gerne im Garten ein, wenn sie den passenden Unterschlupf finden. Laub- und Steinhaufen, eine dichte Hecke oder sogar ein kleiner Teich bieten ein Zuhause für Igel, Eidechse, Blindschleiche und Erdkröte. Diese Tiere helfen bei der Schädlingsbekämpfung und sind spannend zu beobachten. Sie fressen Nacktschnecken und verschiedene Insektenlarven.

Einige Pflanzen wirken abschreckend gegen Schädlinge und können so nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Nachbarn schützen. Wer ein Beet neu anlegt, kann sich das zunutze machen und erspart sich damit Arbeit.

  • Basilikum, Knoblauch und Schnittlauch sind resistent gegen Mehltau. Gleichmässig zwischen den anderen Pflanzen im Beet verteilt, unterbrechen sie die Ausbreitung des Pilzes.
  • Zwiebeln halten Möhrenfliegen, Spinnmilben und Pilzkrankheiten fern. Sie sind darum vor allem für die anfälligen Erdbeeren und Karotten gute Nachbarn.
  • Lavendelduft wirkt abschreckend auf Läuse und Ameisen. Das Kraut eignet sich darum gut als Garteneinfassung.
  • Grundsätzlich ist eine Mischkultur der beste Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten.

Wichtig ist die optimale Vorbereitung des Bodens, die geschickte Wahl von Sorten und Standorten sowie eine passende Fruchtfolge, welche Pflanzen Sie also nacheinander ins Beet pflanzen. Detaillierte Infos dazu finden sich beispielsweise auf der Website des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL (etwa zu Kernobst, Gemüse und Zierpflanzen-Anbau).

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