Mikroverunreinigungen

Mikroverunreinigungen sind kleinste, fürs menschliche Auge unsichtbare Rückstände von künstlich hergestellten Substanzen in den Gewässern (Flüsse, Seen und Grundwasser).

Unter «Mikroverunreinigungen» verstehen wir von Menschen verursachte Substanzen, die in Gewässer eingetragen werden und als Kleinstkonzentrationen dort vorhanden sind. Sie bedrohen als Einzelstoffe oder oft als Cocktail verschiedener Stoffe die Wasserlebewesen und belasten die Trinkwasservorkommen und letztlich sogar das Trinkwasser. Sie stammen aus einer Vielzahl von alltäglichen Produkten – zum Beispiel aus Medikamenten, Körperpflegeartikeln, Pestiziden oder Reinigungsmitteln. Es gibt Tausende unterschiedliche Mikroverunreinigungen in Gewässern.

Technische Entwicklung ermöglicht erst das Aufspüren von Mikroverunreinigungen

Medienberichte über Gewässer- und Trinkwasserbelastungen durch Mikroverunreinigungen häufen sich. Ist die Wasserqualität schlechter geworden in den letzten Jahren? Nicht unbedingt. Vieles wurde sogar besser durch aufwändige Gewässerschutzmassnahmen wie die Inbetriebnahmen von ausgeklügelten Abwasserreinigungsanlagen. In den letzten Jahrzehnten wurde jedoch die Analytik, d.h. die Technik, Mikroverunreinigungen aufzuspüren, massiv weiterentwickelt. Vor 30 Jahren hat man in Seen vielleicht 3-5 Pestizide als Mikroverunreinigung nachweisen können. Heute können wir über 200 Pestizide messen. Die Konzentrationen sind extrem tief, nämlich Millionstel Gramm pro Liter (µg/L) oder noch kleiner. Wir sind heute also in der Lage, mehr Stoffe in viel kleineren Konzentrationen zu finden als das noch vor Jahrzehnten der Fall war. Es ist wichtig, die Stoffe in so tiefen Konzentrationen verlässlich messen zu können, da sie zum Teil bereits in diesen Konzentrationen giftig sind für Gewässerlebewesen.

Grössenvergleiche der Konzentrationen

Die Folgende Grafik illustriert die Grössenordnungen.

Ein gehäufter Teelöffel Zucker in einer Kaffeetasse entspricht der Grössenordnung von rund 10 Gramm pro Liter. Die gleiche Menge Zucker in einem kleinen Stausee entspricht dann etwa 1 Nanogramm pro Liter.

Wie geht es unseren Gewässern?

Standbild aus dem Dokumentarfilm: «60 Jahre Rettet das Wasser»

Die nationale Beobachtung der Oberflächengewässer erfasst den Zustand der Fliessgewässer: Mit gereinigtem Abwasser aus Haushalten sowie Industrie und Gewerbe und Direkteinträgen aus der Landwirtschaft gelangen Mikroverunreinigungen in die Gewässer und wirken sich negativ auf aquatische Lebensgemeinschaften aus. Nicht alle Stoffe sind gleich problematisch. Ein besonderes Augenmerk muss einzelnen, besonders giftigen Stoffen zukommen.  Zudem können viele einzelne Stoffe in Kleinstkonzentrationen in ihrer Summe eine schädlichere Wirkung auf die Wasserlebewesen entfalten, wenn auch jeder einzelne Stoff an sich unproblematisch wäre. Über solche Cocktaileffekte weiss man noch wenig.


Fische leiden besonders, aber nicht nur sie

An rund 100 Messstellen wurde bei der nationalen Beobachtung der Oberflächengewässer (NAWA) der biologische Zustand untersucht. An Dreiviertel davon wurde der Zustand der Fische als unbefriedigend eingestuft. Einige Arten leiden besonders unter dem schlechten Gewässerzustand und ihre Bestände haben sich über die Jahre hinweg stark verringert. Aber nicht nur Fische, sondern auch Wasserpflanzen und Kleinstlebewesen (Invertebraten), die auf dem Gewässerboden leben, werden negativ beeinflusst, was sich wiederum auf Fischpopulationen auswirken kann. Die wichtigsten Ursachen für einen unbefriedigenden Gewässerzustand sind Stoffeinträge sowie Gewässerverbauungen und die Wasserkraftnutzung.

Wenn die empfindlichen Wasserlebewesen wie Bachflohkrebse durch Mikroverunreinigungen dezimiert werden, hat dies Konsequenzen in der Nahrungskette – den Fischen fehlt die Nahrung.

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