Fakten Farben & Lacke
Farben und Lacke bestehen aus drei Hauptkomponenten: Lösungsmitteln, Bindemitteln und Farbpigmenten. Je nach den gewünschten Eigenschaften des Endproduktes werden diese Komponenten unterschiedlich zusammengemischt und verschiedene Zusatzstoffe beigefügt. Für Umwelt und Gesundheit sind insbesondere Lösungsmittel und Zusatzstoffe wie Biozide und Konservierungsmittel problematisch.
Lösungsmittel
Lösungsmittel sorgen dafür, dass die Farbe flüssig genug ist, um sie streichen zu können. Beim Anstreichen verdampfen die Mittel und lassen die trockene Farbe auf dem Untergrund zurück. Viele Lösungsmittel enthalten sogenannte VOC (volatile organic compounds, also flüchtige organische Verbindungen). Sie verdampfen besonders schnell, was beim Streichen für rasches Trocknen sorgt. Es gibt sowohl natürliche Lösungsmittel (Alkohol, ätherische Öle oder auch Wasser) als auch synthetische Lösungsmittel, die beispielsweise aus Erdöl-Nebenprodukten hergestellt werden.
Bindemittel
Wie der Name schon sagt, sind Bindemittel dafür zuständig, Farbpigmente miteinander zu verbinden. Neben dem Lösungsmittel macht das Bindemittel den grössten Anteil der Farbe aus. Als Bindemittel dienen unter anderem Kunstharze, Naturharze, Cellulose, Leinöl sowie Silikat und Kalk (bei Mineralfarben). Die Herstellung von Kunstharzen erfolgt energieintensiv aus Nebenprodukten von Erdöl. Je nach Einsatz und Beanspruchung der Farben kommen unterschiedliche Bindemittel zum Einsatz.
Biozide
Als Biozide werden im Allgemeinen Mittel bezeichnet, die giftig oder abstossend auf (Schad-)Organismen wirken. Zu den Biozidprodukten gehören Desinfektionsmittel, Schädlingsbekämpfungs- und Holzschutzmittel. Biozide werden auch zum Schutz von Gebäuden, Möbeln und Gartenzubehör eingesetzt. Deshalb werden sie häufig Fassadenfarben, dem Putz und der Holzimprägnierung als Zusatzstoffe beigemischt. So sollen sie Bakterien, Algen, Pilze, Flechten und holzzerstörende Insekten fernhalten.
Sogenannte Topfkonservierungsmittel sind dazu da, die Farbe im Topf vor Mikroorganismen zu schützen und somit länger haltbar zu machen. Auch zu diesem Zweck werden oft Biozide verwendet. Zur Konservierung verwendete Biozide sind somit nicht einfach zu umgehen.
Abbeizmittel
Gerade bei Holzmöbeln kommt es vor, dass eine alte Lack- oder Farbschicht entfernt und durch eine neue ersetzt werden muss. Dafür kommen häufig chemische Abbeizmittel zum Einsatz, die den Lack oder die Farbe vom Holz lösen. Sie enthalten meist Lösungsmittel oder starke Laugen und sind deshalb äusserst gesundheits- und umweltschädlich.
Um die schädliche Verbreitung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) zu reduzieren, sind VOC-haltige Produkte in der Schweiz seit 2000 mit einer Lenkungsabgabe versehen. Solche Produkte sind also teurer und wirken im Vergleich zu VOC-freien oder VOC-ärmeren Alternativen weniger attraktiv. Damit möchte der Bund den Umstieg auf verträglichere Produkte fördern. Die Abgaben für VOC-haltige Produkte werden der Bevölkerung via Krankenkassenprämien zurückgezahlt. Diese Lenkungsabgabe wirkt: Seit ihrer Einführung sind die VOC-Emissionen um 40 Prozent gesunken (Stand 2019).
Für unsere Gesundheit und die Umwelt können vor allem die in Farben und Lacken enthaltenen Lösungsmittel und Biozide eine Gefahr darstellen. Die flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) im Lösungsmittel verdampfen beim Streichen oder Sprayen und werden teilweise über die Atemwege aufgenommen. Sie können zu Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Orientierungsstörungen führen und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Viele Stoffe sind auch für ungeborene Kinder gefährlich und sollten keinesfalls während Schwangerschaften verwendet werden.
Setzt man sich häufig dem Kontakt mit flüchtigen organischen Verbindungen VOC aus, können längerfristige Schäden der Nerven, Niere und Leber auftreten. Dazu kommt eine weniger bekannte Nebenwirkung von Lösungsmitteln, die sogenannte Ototoxizität. Darunter versteht man eine zerstörerische Wirkung auf das Innenohr. Verdampfte Lösungsmittel dringen von aussen gegen das Innenohr, beschädigen das Gleichgewichtsorgan sowie möglicherweise die Nerven, die vom Ohr zum Hirn verlaufen.
Aber auch für die Umwelt sind VOC problematisch. In der Luft reagieren sie unter Einwirkung von Sonnenlicht mit Stickstoff-Verbindungen und bilden bodennahes Ozon, das man auch als Sommersmog kennt. Dieses Ozon kann beim Menschen zur Reizung von Atemwegen und Schleimhäuten führen sowie Kopfschmerzen und Husten auslösen. Und nicht nur wir, sondern auch Pflanzen nehmen Schaden. Ihr Stoffwechsel wird gestört und das Wachstum behindert. Das betrifft insbesondere Laubbäume und Sträucher, aber auch zahlreiche Kulturpflanzen.
Auch Biozide, die zum Schutz von Gebäuden, Möbeln und Gartenzubehör zum Einsatz kommen, werden nach der Anwendung konstant an die Umwelt, aber auch an den Menschen abgegeben, zum Beispiel über Hautkontakt. Viele von ihnen stehen im Verdacht, krebserregend, lebertoxisch und nervenschädigend zu wirken. Mit der Zeit werden die Biozide in Fassadenputz und -farben vom Regen ausgewaschen und gelangen in Böden und Gewässer. Gerade für kleinere Wasserlebewesen werden sie bereits in geringen Mengen tödlich. Es lohnt sich deshalb, auf biozidhaltige Farben und Lacke zu verzichten und Schädlinge mit sauberen Methoden in Schach zu halten.
Der Abfluss des Niederschlagswassers kann durch geeignete Gestaltungselemente verringert oder gar vermieden werden. Mögliche Gestaltungselemente sind begrünte Flachdächer, durchlässige Oberflächen oder die Entwässerung von Strassen/Plätzen über die Schulter. Dadurch wird das Niederschlagswasser langsam in einen natürlichen und kleinräumigen Wasserkreislauf eingeführt. Zudem soll das Niederschlagswasser möglichst wenig durch problematische Materialien in Fassaden und Dächern belastet werden.
Konkret stellt der VSA auf seiner Website zahlreiche Hilfsmittel wie Merkblätter und Empfehlungen für die konkrete Umsetzung zur Verfügung. Angesprochen sind Heimwerker aber auch Profis wie Planer, Handwerksbetriebe und natürlich Handwerker.