Ein blauer Hintergrund mit vielen Bildern darauf.

Welche Stoffe gefährden unsere Gewässer und Trinkwasserreserven?

Die zahlreichen Chemikalien, welche wir im Alltag einsetzen und die in die Gewässer gelangen, lassen sich in verschiedene Stoffgruppen bzw. Eintragsquellen einteilen. Die Einteilung ist nicht widerspruchsfrei, soll aber der groben Übersicht dienen.

Pestizide

Pestizide sind Chemikalien, die in der Landwirtschaft, im öffentlichen Raum, im Gartenbau sowie in Privatgärten eingesetzt werden, um unerwünschte Tiere (Insektizide gegen Insekten, Rodentizide gegen Nager, Molluskizide gegen Schnecken etc.), Pflanzen (Herbizide) oder Pilze (Fungizide) abzutöten oder zu schädigen. Pestizide können in Pflanzenschutzmittel und Biozide aufgeteilt werden.

Pflanzenschutzmittel sind Pestizide, welche in Privatgärten und in der Landwirtschaft eingesetzt werden, alleine in der Schweiz rund 2000 t pro Jahr.

Biozide beinhalten weitgehend die gleichen Wirkstoffe wie Pestizide, werden aber im Gegensatz zu Pestiziden innerhalb und an Gebäuden (beispielsweise als Holzschutz- oder Desinfektionsmittel) sowie an Menschen und Haus-/Nutztieren (z.B. als Zeckenschutz) eingesetzt.

Pestizide werden heute vor allem im landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten des Mittelandes in Fliessgewässern und im Grundwasser nachgewiesen. Insbesondere bereiten die zahlreichen Abbauprodukte der eigentlichen Wirkstoffe Probleme. Sie sind langlebig. Sind die Belastungen einmal im Grundwasser, so bleiben diese jahrzehntelang. Beispielsweise wurde das Pestizid Atrazin in der Schweiz 2012 verboten. Noch heute gibt es vereinzelt Höchstwertüberschreitungen im Trinkwasser. Die Abbauprozesse bzw. die Erneuerung des Grundwassers sind sehr langsam.

Arzneimittel

Unter Arzneimitteln verstehen wir Medikamente bzw. Wirkstoffe aus Human- und Tiermedizin, wie Antiparasitika, Antibiotika und Antibabypillen. In Deutschland sind rund 2.500 verschiedene Wirkstoffe der Humanmedizin auf dem Markt und 400 Wirkstoffe in der Tiermedizin.

Bekannte Beispiele sind Röntgenkontrastmittel, Schmerzmittel oder Entzündungshemmer wie Diclofenac, Blutdrucksenker und viele mehr.

Auch wenn die Konzentrationen der Arzneimittel in den Flüssen niedrig sind, entstehen beachtliche Mengen an Stofffrachten, die jährlich mit dem Rhein nach Deutschland exportiert werden, zum Beispiel bis zu 12 Tonnen eines Diabetesmedikamentes.

Reinigungsmittel

Reinigungsmittel beinhalten verschiedenste Wirkstoffe zur Entfernung von Schmutz. Sie werden sowohl in Haushalten als auch bei Industrie- und Gewerbebetrieben eingesetzt. 150’000 Tonnen davon fliessen jedes Jahr auf Schweizer Kläranlagen. Damit ein Putz- oder Waschmittel gut wirkt, braucht es Tenside, die den Schmutz und das Fett lösen und Biozide, die Schädlinge abtöten. Zusätzlich enthalten Reinigungsmittel oft Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe. Diese sind häufig synthetisch hergestellt und werden in der Umwelt kaum abgebaut.

Lösungsmittel und Farben sowie Bau & Hobbybereich

Farben und Lacke werden in Malerbetrieben eingesetzt, wobei Malerarbeiten häufig auf Baustellen oder in Wohnungen und Ablaugearbeiten in der Werkstatt erfolgen. Die Reinigung der Werkzeuge und das Ablaugen verursacht dann das Abwasser. Auch zu Hause sind verschiedene Objekte und Flächen wie Wände, Möbel, Böden und Zäune mit Farben und Lacken bedeckt. Private können solche Produkte in diversen Geschäften im Bau und Hobbybereich kaufen. Aber nicht alle Inhaltstoffe sind gut für die Umwelt. Farben und Lacke bestehen nämlich aus den Hauptkomponenten Lösungsmitteln, Bindemitteln und Farbpigmenten. Zudem werden verschiedene Zusatzstoffe beigemischt. Speziell die Lösungsmittel und Zusatzstoffe wie Biozide und Konservierungsmittel sind umweltrelevant. Wichtig ist daher eine fachgerechte Entsorgung.

Weitere mögliche Verunreinigungen

Schwermetalle
Insbesondere aus der Metallverarbeitenden Industrie und Galvanik können Rückstände von Schwermetallen wie Chrom und Nickel ins Abwasser gelangen. Die Betriebe unternehmen aber bereits heute viel um die Metalle aus ihren Abwässern zu entfernen und halten die geltenden Grenzwerte gut ein. Aus verschiedensten Quellen stammen Kupfer und Zink. Die Metallrückstände in den ARA sind seit Jahren rückläufig.

Nährstoffe
Nährstoffe sind verschiedene organische und anorganische Stoffe, die von Lebewesen zu deren Lebenserhaltung aufgenommen und im Stoffwechsel verarbeitet werden. Stickstoff (N) und Phosphor (P) sind Hauptnährstoffe der Pflanzen. In den Gewässern relevant sind Ammonium (NH4+), Nitrit (NO2-), Nitrat (NO3-), Ortho-Phosphat (PO43-) und Gesamt-Phosphor (Ptot). Nährstoffe kommen in wesentlich höheren Konzentrationen (Milligramm pro Liter) vor als die Mikroverunreinigungen (Mikro bis Nanogramm pro Liter).

Nitrat überschreitet den Grenzwert von 25 mg/l im Grundwasser landesweit an fast 15% aller Grundwassermessstellen. In überwiegend ackerbaulich geprägten Gebieten liegen die Konzentrationen an mehr als 40% der Messstellen über dem Grenzwert. Problematisch ist die Situation vor allem in kleineren Bächen, in denen gereinigtes Abwasser bei der Einleitung nur wenig verdünnt wird. Auch kommen Unfälle (z.B. Gülleunfälle) gemäss BAFU immer noch vor (akute Bedrohung).

Beim Phosphor konnte in den letzten Jahrzehnten insgesamt eine Reduktion erreicht werden, wie das BAFU auf seiner Website schreibt: «Die Messreihen der Nationalen Daueruntersuchung NADUF zeigen, dass die Phosphorkonzentrationen in Flüssen und Bächen in den vergangenen Jahren stark abgenommen haben. Wie die Seen waren auch die Fliessgewässer seit den 1950er-Jahren stark überdüngt. Die verbesserte Abwasserreinigung und das Phosphatverbot für Textilwaschmittel führten zuerst zu einer Reduktion der Phosphorbelastung in den Seen und später auch in den Fliessgewässern. Im Rhein bei Basel zum Beispiel hat der Phosphor zwischen 1990 und 2003 um etwa 35% abgenommen. Da der Rhein rund zwei Drittel der Fläche der Schweiz entwässert, ist diese Entwicklung repräsentativ für einen grossen Teil des Landes.»

Skip to content